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Jeden Morgen misstrauische Gedanken

Günter Jauch sprach mit HFF-Studenten über seine Rolle als Fernsehmoderator

von Marcel Kirf

Der Gast hört angestrengt zu, als zwei Studenten den Zweck des heutigen Seminars erklären. Sie (die Studenten) sind Medienwissenschaftler an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg (HFF) und analysieren die Bedeutung von Moderatoren in TV-Shows. Quiz-Shows im Speziellen. Die boomen gerade. Da hat man sich einen eingeladen, der in einer Quiz-Show die Fragen stellt, und nebenbei die Verantwortung dafür trägt, dass im Alltag inzwischen auf jede Erkundigung ein Joker-Kalauer folgt: Moderator Günter Jauch. Der wohnt gleich um die Ecke, was praktisch ist, und sitzt nun da und zückt – als die Studenten ihre Theorien ausbreiten – seinen Stift, um mitzuschreiben. In etwa: „In der Show kommuniziere ich in drei geteilten Bereichen. Im inneren mit dem Kandidaten, im äußeren, der zweigeteilt ist, mit 1. Saalpublikum, 2. TV-Publikum…“ und „Bisher saß ein Moderator im Fernsehquiz stets links, der Kandidat rechts. Bei ,Wer wird Millionär?’ ist das umgekehrt. Eine Revolution! Dominanz des Kandidaten wächst. Liegt bestimmt an Reality-Welle.“ Als Jauch zu Wort kommt – er soll seine Rolle kurz selbst einschätzen, dann Fragen beantworten –, ist er, wie man ihn kennt. „Ich hab mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wierum ich den Kopf in die Kamera halte“, entfährt es ihm gewohnt flapsig-ironisch. Und schon hat er sein Publikum gewonnen. Heute im Saal (oder Seminarraum): rund zwanzig Fans, die auf diese Weise studieren.
Günter Jauch ist wie der Bekannte von nebenan, mit dem man gestern zuletzt gesprochen hat. Er lümmelt entspannt auf seinem Stuhl, trägt zwar Anzug und Hemd, macht aber nicht nur wegen seines Dreitage-Bartes einen legeren und privaten Eindruck. Er übernimmt die Regie, erzählt von sich, seinen Fernseherfahrungen, den Anfängen und Anekdoten. Als das Angebot zur Show kam, habe er zunächst gebeten, „mich zu verschonen“, glaubte wenig später aber, „dass ich das könnte“ - und zwar „auf besondere, eigene Weise“. Als nach der dritten Sendung der erste umfassende Verriss in einer Zeitung erschien, „wusste ich, dass das Ding funktioniert“. Jauch plaudert aus dem Nähkästchen, erwähnt Kollegen, macht sich über manche lustig, lästert über Intendanten und Privatfernsehen, lobt Konzepte, verwirft allzu wissenschaftliche Nachfragen. Das hat ihm stets die größten Sympathien eingebracht: Günter Jauch redet wie alle, mal schwärmerisch, mal ernst, mal polemisch, anzüglich, effekthascherisch. Er sagt, was er denkt.
Neben Koketterie („Eigentlich ist eine Todsünde, dreimal die Woche zu senden“) spricht der „langsamste Moderator der Welt“ offen über Meinungsverschiedenheiten mit RTL, Produktionspraktiken, Eitelkeit und Angst, und regt sich über den „Blödsinn“ auf, dass Sender ihn als „unser Gesicht“ verkaufen wollen: „Mir ist es völlig egal, ob ich mit dem zweiten, neunten oder fünften Knopf gesehen werde“. Jauch versteht sich noch immer als Journalist, spricht vom „Handwerk“, dass er einst in München erlernte. Hajo Friedrichs war sein Vorbild („angenehm distanzierte und zugleich pointierte Art“), aber mit seiner Tätigkeit als Moderator habe das wenig zu tun („Das ist keine Berufsbezeichnung. Da kann ja jeder kommen“).
Der momentane Erfolg wird ausgekostet. Aber: „Ich rechne jeden Tag damit, dass es vorbei ist“. Jeden Morgen wache er mit diesem Gedanken auf – misstrauisch. Wer lange im Geschäft ist, hält Seifenblasen nicht mehr für Wunderkugeln. Ein „Schweinezyklus von drei Jahren“ hat der Wahlpotsdamer in den letzten 15 Jahren ausgemacht: Erfolg und Rückschlag im Wechsel. „Eigentlich bin ich schon ein bisschen über die Zeit.“
Der Vergleich mit Entertainment-Legende Hans-Joachim Kulenkampff schmeichelt Jauch. „Kuli war umfassend gebildet, hat sich rausgenommen, seine eigene Meinung zu sagen, und Sendeschemata waren ihm völlig egal“, schwärmt er. „Sicher ein Selbstdarsteller, aber ein freier Mensch. Das habe ich sehr an ihm gemocht.“ Die Art, mit Menschen umzugehen verbinde ihn mit Kulenkampff. Für die Zuschauer muss man „stellvertretend die richtigen Fragen stellen“, und man dürfe sich nicht verstellen. Interesse und „Interaktion“ seien wichtig. „Die Menschen müssen das merken.“

(Potsdamer Neueste Nachrichten 22.6.01)

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