Schweizer Mission
"Les reines prochaines" gastierten im Waschhaus
von Marcel Kirf
Ich habe als Botschafter versucht, mit neuen Methoden darzustellen, dass die Schweiz nicht nur aus Bergen und Banken besteht“ soll Neupotsdamer Thomas Borer (-Fielding) rückblickend gesagt haben, als er sich aus dem eidgenössischen Kubus neben der Kanzlerwaschmaschine verabschieden musste. Auf selber Mission wohl wähnen sich Les reines prochaines, die ihrerseits am Freitag ins Potsdamer Waschhaus einzogen.
„Es gibt immer etwas zu tun“ glauben die fünf künftigen Königinnen, und „mischen Kirmes mit Kurt Weill“, wie ein hilfloser Kritiker einmal schrieb, vor allem aber die Kantone auf, was ihnen das zweifelhafte Label Kultkapelle beschied. 1988 von Pippilotti Rist gegründet, dem Hörensagen nach bis zu deren Weggang auch besser, betrieben Les reines prochaines seither jenseitige Musikperformances.
„Den Dilettantismus als künstlerisches Konzept“ zu begreifen, heißt heute: schräger Ganzkörpereinsatz verbunden mit Nonsenslyrik („Meere tosen/ Meere stürzen/ über ganze Dörfer rein/ über ganze Metzgerein/ Pferde rennen/ Ziegen pennen/ Katzen schweißen/ Hunde beißen ...“) und Tanzvariationen unter Zuhilfenahme von kleinen, großen und sehr großen Töpfervasen.
Irgendetwas soll das heißen, denkt das Publikum. Denken die Damen. Und keiner scheint dabei sicher. Trotzdem freut sich die Menge im Waschhaus. Schließlich wird was geboten fürs Geld. „Gib deinem Gehirn etwas Zeit“ ist der mütterliche Rat dazu, den die Blaublüter in spe parat haben. Und in seiner Doppeldeutigkeit mag dieser Satz alles ausdrücken, was dazu zu sagen ist.
(Potsdamer Neueste Nachrichten 14.10.2002)