Warning: mt_rand(): max(0) is smaller than min(1) in /homepages/u11857/system/load_infofeld.php on line 31

Warning: mt_rand(): max(0) is smaller than min(1) in /homepages/u11857/system/load_infofeld.php on line 46

Warning: mt_rand(): max(0) is smaller than min(1) in /homepages/u11857/system/load_infofeld.php on line 51
KIRFKONSOLE
Link zum Inhalt Platzhalter. Link zur NavigationPlatzhalter.

KOMPASS  

 

zurück zur Übersicht

Ausblick auf den Reichstag

Der Potsdamer Politologe Alexander Jäkel arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Bundestag / Folge 4

(Serie: Potsdamer Absolventen)

von Marcel Kirf

Paul-Löbe-Haus, Eingang Süd. Es ist Sitzungswoche des Bundestages. Das heißt, die meisten Abgeordneten sind aus ihren Wahlkreisen nach Berlin gekommen. Im benachbarten Reichstagsgebäude tagen die Parlamentsfraktionen der großen Parteien. Morgen tritt das Plenum zusammen. Politiker und Referenten wuseln durch das Regierungsviertel im Spreebogen. Ex-Verteidigungsminister Rühe schlendert gedankenverloren Richtung Reichstagsufer, Bütikofer von den Grünen eilt die Hintertreppe des Reichstags hinauf, CSU-Mann Geis ist gestikulierend in ein Gespräch vertieft.
Alexander Jäkel kommt winkend durch das Foyer des Paul-Löbe-Hauses, hemdsärmlig. Es ist ein drückend heißer Tag. Durch die Sicherheitsschleuse am Pförtnerstand vorbei geht es eine veloursbespannte Galerie entlang in den Bauch des Dienstgebäudes der Parlamentarier. Hier befinden sich die Tagungsräume der Fachausschüsse und die Abgeordnetenbüros. Das Ambiente im Inneren wirkt bewusst reduziert: Sichtbeton, ein wenig Holz, Metall, Glas. Auf den Fluren, die wie Logen rund in die kantige Geometrie des weiten Atriums greifen, liegen leere Flaschen und zerknülltes Butterbrotpapier. „Die Presse kann sich nie benehmen“, meint Jäkel dazu. Ein gläserner Aufzug bringt ihn in den siebten Stock. Hier befindet sich das Büro von Dr. Erika Ober, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis 188, Hessen Süd. Hier arbeitet Alexander Jäkel, als wissenschaftlicher Mitarbeiter, auf nur acht Quadratmetern Fläche, aber mit Blick auf die Reichstagsfassade. Auf seinem Schreibtisch liegen Pressemitteilungen, Redeentwürfe, Terminplaner. Und ein Foto, auf dem er „den Gerd“ im Arm hält – Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Der SPD beigetreten ist der im schottischen Edinburgh geborene Mittzwanziger erst im letzten Jahr, erzählt er später im Spree-Biergarten der „Eins“, dem Restaurant und „inoffiziellen Linken-Treff“ im Erdgeschoss des ARD-Hauptstadtstudios. „Aber im Herzen war ich immer Sozialdemokrat“. Zweisprachig aufgewachsen im rheinländischen Wesseling mag es anmuten, als hätte er da auch kaum eine andere Wahl gehabt. Die Kleinstadt auf halber Strecke zwischen Köln und Bonn besteht zum größten Teil aus einer Raffinerie, ehemals Union Kraftstoff, heute Shell. Das Haus der Familie liegt direkt am Werksgelände, wo die Luft jeden Tag nach Diesel riecht. Der Vater, ein Chemiker, verlässt die Familie, als er noch ein Kind ist. Jäkel bleibt bei der Mutter, die aktive Gewerkschafterin ist. „Das war aber nicht so dominant“, glaubt Jäkel. „Es war mehr so ein Gefühl, das immer da war.“ Gerechtigkeit und Solidarität bestimmten sein Weltbild. Fußball ist seine große Passion, er selbst spielt Handball in der Kreisliga. 1996 beginnt er ein Studium: Politikwissenschaft, Staatsrecht und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität zu Bonn.
Dann wird es ihm am Rhein zu eng. „Ich brauchte Frischluft“. Im Sommer 1998 wechselt Jäkel an die Universität Potsdam. „Das war am Anfang allerdings zweite Wahl. Ich wollte eigentlich nach Berlin.“ Aber Potsdam ist noch nahe genug an der Hauptstadt, deren Hochschulen seine Fächerkombination nicht anboten, und Potsdam wirkt bei der ersten Besichtigung „sympathisch“. Das Studieren hier steht in krassem Gegensatz zu Jäkels Bonner Erfahrungen. Er ist froh, die Massenuniversität hinter sich gelassen zu haben. An der noch jungen Alma Mater fällt ihm auf, dass Professoren Zeit zum persönlichen Gespräch haben. Das ist neu, und das merkt er sich. Kontakt zu Kommilitonen findet er schnell. Als Rheinländer ist er nicht auf den Mund gefallen. Und mit der Handball-Sektion des USV Potsdam bereist er die brandenburgische Provinz – eine in zweierlei Hinsicht bildende Erfahrung. „Ich habe die kleinsten Dörfer kennen gelernt, und außerdem war ich immer der Quoten-Wessi“, grinst Jäkel. Ein Gefühl für die Region und die Leute habe er so erhalten, „und ein paar richtig gute Freunde.“
Das Studium in Potsdam habe ihm gefallen, resümiert er. „Ich glaube aber nicht, dass es anderswo sehr viel anders gelaufen wäre.“ Wichtig sei, dass man selbst aktiv werde. Jäkel absolvierte ein Praktikum bei der Gewerkschaft BCE, obwohl die Studienordnung das nicht vorschreibt. Über das ERASMUS-Programm studierte er ein Jahr an der Universität Kopenhagen Politik, hospitierte ein halbes Jahr bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Brüssel und arbeitete bereits im letzten Studienjahr als studentische Hilfskraft im Büro einer anderen Bundestagsabgeordneten. Der ursprüngliche Wunsch, Journalist zu werden, war verblasst. Nun interessierte Jäkel die Zukunft der europäischen Sozialpolitik, was er auch zum Thema seiner Magisterarbeit erhob. In der Prüfungsphase bewarb er sich um seine heutige Stelle, und erhielt den Zuschlag. Das Fachgebiet seiner Chefin, der Abgeordneten Ober, ist die Gesundheitspolitik. Zwischen Telefonaten, Briefen, Faxen und Gesprächen bereitet der wissenschaftliche Mitarbeiter Schriftstücke für Ausschusssitzungen, Reden und Positionspapiere vor.
In der Politik sieht Alexander Jäkel auch seine Zukunft, „allerdings eher in der Verwaltung“. Zuvor ist noch die Promotion geplant, natürlich über europäische Sozialpolitik, dieses Mal unter dem Aspekt der EU-Osterweiterung. Dass er seinen Doktorvater aber nicht im Märkischen, sondern am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität suchen wird, liege daran, dass es „in Potsdam zu wenige Professoren in der Politologie gibt“, weshalb die Bandbreite der angebotenen Forschungsthemen nicht breit genug sei.

(Potsdamer Neueste Nachrichten 06.06.2003)

KAUFBEFEHL

[mehr ...]

Konsole durchsuchen: