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Bewegende Worte im Dunklen

Jazzlegende Günther Fischer und griechische Mythologie im URANIA-Planetarium

von Marcel Kirf

Verträumte, tief nach innen gerichtete Blicke konnte man unter den rund sechzig Zuhörern beobachten, als Günther Fischer im Zugabenteil die berühmte Titelmelodie seiner Filmmusik zu Konrad Wolfs DEFA-Erfolg „Solo Sunny“ auf dem Saxophon blies. Zusammen mit Rainer Oleak am E-Piano spielte die Musikerlegende des DDR-Jazz am Montag Abend anlässlich des einjährigen Bestehens des URANIA-Planetariums im Neuen Garten.
Mit „Jazz und Mythologie“ war der Abend überschrieben. Die beiden Musiker spielten traumgebärende Eigenkompositionen, darunter Stücke ihres ersten gemeinsamen Soundtracks für die aktuelle amerikanische Neuverfilmung des Pinocchio-Märchens („Die neuen Abenteuer von Pinocchio“ mit Martin Landau und Udo Kier in den Nebenrollen). Sphärische Jazz-Klänge mit poppig-eingängigem Chorus entlockte Oleak den leicht übersteuerten Keyboards, denen Fischer akzentuiert-virtuose Solipassagen aufsetzte, wechselnd zwischen klarinettenähnlichem Sopran- und mächtig geschwungenem Tenor-Saxophon. Ein Geschenk dabei der durch den planetarischen Kuppelbau homogen verteilte Raumklang, der die scheinbar auseinanderdriftenden Sounds der gegensätzlichen Instrumente zu einem voluminös getragenen Ganzen zusammenfügte.
Der festen Bestuhlung des für Astronomie-Unterricht benutzten Planetariums waren lose Sitzgelegenheiten beigestellt, in Erwartung des Publikumszuspruchs zwei Veranstaltungen ausgelobt worden. Beide waren bis auf den letzten Platz ausverkauft. Denn mit Günther Fischer hatte man einen Künstler gewonnen, der kompositorisches Können und Talent am Instrument mit gehöriger Popularität zu verbinden wusste. Als Jazzer in der DDR tourte er in den Siebziger Jahren mit Manfred Krug und Uschi Brüning durch das Land und die Staaten des ehemaligen Ostblocks. Seine zahlreichen Filmmusiken, darunter der Marlene Dietrich-Song aus „Schöner Gigolo – Armer Gigolo“, wurden auf der Straße gepfiffen. Mit Erfolg schrieb der gebürtige Böhme, der in Thüringen aufwuchs und später in Plauen lebte, Musicals und Musiken zu Revuen des Friedrichstadtpalastes, für Ballet, Fernseh-, Spiel-, Kinder- und Dokumentarfilme der DEFA sowie für Theaterinszenierungen im In- und Ausland. In der politischen Bewertung nicht ohne Schatten, wurde Fischers künstlerische Biographie nie in Frage gestellt, hatte er auch jenseits der alten Demarkationslinie treue Fans. Heute lebt Fischer bei Cork, an der südlichen Küste Irlands. Für die URANIA-Veranstaltung reiste er extra an. Sein musikalischer Partner ist der Sohn von Professor Hans Oleak, dem Vorstandsvorsitzenden des Potsdamer Vereins.
Die Mythologie jenseits der Musik steuerte Karin Flegel vom Potsdamer URANIA-Verein „Wilhelm Förster“ bei. Zwischen einzelnen Stücken von Fischer und Oleak erzählte sie in drei Blöcken die klassische griechische Sage von Perseus, der gegen die Medusa und ihre Gorgonen-Schwestern kämpfen muss, den Titanen Atlas in eine Gebirgskette verwandelt und schließlich Andromeda ehelicht, die er aus den Klauen eines Seeungeheuers befreit. Der besondere Zauber dieser Darbietung ergab sich aus dem Einfall, die Geschichte in völliger Dunkelheit vorzutragen, den Blick der Zuhörenden auf den nächtlichen Sternenhimmel bannend, der in die Krümmung der Planetariumskuppel projiziert wurde. Die sanfte, zögerliche Stimme Flegels tauchte das Auditorium in zarte Rührung, während das Auge die zugehörigen Sternenbilder zu entschlüsseln suchte. Dem Lichtmangel geschuldet sprach Flegel aus dem Gedächtnis, tastete sich stilsicher entlang der klassischen Diktion. Ein Erlebnis, das tief in die Seelen der Lauschenden einzutreten vermochte.

(Potsdamer Neueste Nachrichten 03.07.2002)

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